Die Aufhebung des Klosters 1802 |
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Diese Blütezeit der Klostergemeinschaft nach der Erneuerung ab 1759 war jedoch nur von kurzer Dauer. Mit dem Vordringen der französischen Revolutionstruppen ab 1792 erlebten auch das Kloster und das Dorf St. Jöris wieder einmal Plünderungen, Zerstörungen und Gewalt. Die französischen Revolutionstruppen drangen bis Ende 1794 an den Rhein vor. Durch die französische Republik wurden den eroberten Gebieten hohe Kriegszahlungen auferlegt. Warenlager wurden geräumt, Vieh, Pferde, Futter und Lebensmittel wurden beschlagnahmt. Auch das Kloster St. Jöris musste einen hohen Anteil an der Kriegssteuer aufbringen. Bis 1797 waren die Rheinlande französisches Besatzungsgebiet. Danach vollzog sich schrittweise die Eingliederung in den französischen Staat. Ab 1798 wurde dann sogar Französisch die offizielle Amtssprache. Kloster und Dorf hießen nun Saint George. Im Frieden von Lunéville vom Februar 1801 wurden die linksrheinischen Gebiete in den französischen Staat eingegliedert.
Nun trat der Mann auf den Plan, der das Schicksal des Klosters besiegelte und dessen Verordnungen und Gesetze noch in unsere Zeit hineinwirken: Napoléon Bonaparte.
1802 ordnete er die Aufhebung der linksrheinischen Klöster und Stifte an (Säkularisierung).
Am 1. August 1802 unterzeichneten die letzte Äbtissin und ihre sieben Mitschwestern die Aufhebungsurkunde, alle mit ihren bürgerlichem Namen. Die Nonnen mussten ihre Ordenstracht ablegen und St. Jöris verlassen. Als Entschädigung erhielten sie eine bescheidene jährliche Pension. Nach nunmehr 528 Jahren wurde das Kloster geschlossen.
Die Klosteranlage mit dem Inventar und den Ländereien ging in das Eigentum des französischen Staates über, der den gesamten Besitz verkaufte. Das Kloster und die Ländereien kaufte 1803 der Amtsverwalter Emonts aus Aldenhoven. Im Jahre 1804 erwarb Franz Wüsten die Klosteranlage und richtete einen landwirtschaftlichen Betrieb ein. Franz Wüsten war Rentmeister, also Finanzverwalter, auf der Kinzweiler Burg und Adjunkt der Mairie Eschweiler, d.h. Beigeordneter der Bürgermeisterei Eschweiler.
Mit der Aufhebung des Klosters gab es für die Bewohner des Dorfes auch keine Gottesdienste mehr in der ehemaligen Klosterkirche. Sie mussten nun nach Kinzweiler zur Kirche gehen. Wohl auf Bitten der St. Jöriser Bevölkerung richtete Franz Wüsten gemeinsam mit dem Pfarrer von Kinzweiler ein Gesuch an den Aachener Bischof, die Klosterkirche wieder für Gottesdienste nutzen zu dürfen. Ab Januar 1805 konnten dann wieder an Sonn- und Feiertagen Gottesdienste in der Klosterkirche gefeiert werden. |
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Kloster und Klosterkirche nach 1815 |
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Als 1815 der angestellte Geistliche starb, wurde die Stelle nicht wieder besetzt, weil es wegen der Gottesdienste in der Klosterkirche Unstimmigkeiten mit dem Pfarrer in Kinzweiler gab. Da St. Jöris zu seiner Pfarrer gehörte, beantragte er beim Generalvikariat in Aachen die Erlaubnis, Gottesdienste in der Klosterkirche zu feiern, aufzuheben und das alljährliche Reginenfest nach Kinzweiler zu verlegen. Der Generalvikar in Aachen stimmte dem Antrag zu und die Klosterkirche wurde am 17. Mai 1815 endgültig für Gottesdienste geschlossen. Seither nutzten die jeweiligen Eigentümer das Kirchengebäude als Schuppen oder Scheune. Wie das Foto unten zeigt, hatte die Klosterkirche im Jahr 1902 schon kein Dach mehr. Der Innenraum wurde über den Balken mit Planen notdürftig gegen Regen geschützt.
Das Mobiliar und die Einrichtungsgegenstände des Klosters und der Klosterkirche, wie Chorgestühl, Altarleuchter, Bilder, Heiligenbüsten, Bücher und Paramente kamen mit der Zeit abhanden oder wurden verkauft.
Außer dem alten Gemäuer sind heute nur wenige Dinge aus dem ehemaligen Kloster erhalten geblieben:
Das Reliquiar der hl. Regina befindet sich seit 1822 in der Pfarrkirche von Kinzweiler.
Der Hochaltar der Klosterkirche blieb noch teilweise erhalten. Die Besitzerfamilie des Klosterhofs überließ 1906 der neu erbauten Kirche im Dorf den steinerne Altartisch aus der Klosterkirche, der in den neuen Altar eingebaut wurde. Das Triumphkreuz aus der Klosterkirche hing bis 1957 übermalt und verstaubt in einem dunklen Flur des alten Klostergebäudes. Nach erfolgter Restaurierung befindet es sich heute im linken Seitenschiff der Pfarrkirche St. Georg und hat dort einen würdigen Platz gefunden. Schließlich wurde 1958 die letzte verbliebene Glocke (gegossen 1786), die mit einem Riss im Glockenmantel im Turm der ehemaligen Klosterkirche hing, instandgesetzt und als Angelusglocke dem Geläut der Pfarrkirche St. Georg hinzugefügt. |
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Die Glocke aus der Klosterkirche. Foto: unbekannt, Pfarrchronik |
Das
Kloster nach 1902. Im
Vordergrund links die ehemalige |
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Franz Wüsten baute den Klosterhof zu einem landwirtschaftlichen Großbetrieb aus. Sein Sohn Edmund Wüsten ließ 1828 die große Scheune bauen, die heute zum Georgshof gehört. Unter Edmund Wüsten entwickelte sich das Anwesen zu einem mustergültigen Großbetrieb. 1846 wurde der Klosterhof als Landgut Georgsbusch sogar zum Rittergut erhoben, womit der Besitzer Anrecht auf einen Sitz im preußischen Landtag hatte. Nach dem Tod von Edmund Wüsten im Jahre 1890 versteigerten seine Erben die letzten Reste der Kirchensachen. Den Klosterhof kaufte Gerhard Rehm aus Aachen. Danach war von 1895 bis 1924 die Familie Ervens Eigentümerin. In den Jahren 1903 bis 1924 hatten die Brüder Degen den Klosterhof gepachtet. Die Brüder Josef, Christian und Wihelm Koch erwarben 1924 den Klosterhof, den sie im Jahre 1937 teilten. Im gleichen Jahr wurde der heutige Georgshof vom Klosterhof abgetrennt. Eigentümer wurde Josef Koch, der zu der vorhandenen Scheune ein neues Wohnhaus errichtete. Wilhelm und Christian Koch bewirtschaftete gemeinsam die verbliebe Hälfte des Klosterhofs und wohnten weiterhin im ehemaligen Konventsgebäude des Klosters. Beide Männer starben in den 1940er Jahren. |
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Lageplan des Klosterhofs von 1864 mit dem umschließenden Wassergraben, gezeichnet von H. Candels, a.a.O. Seite 59 |
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Krieg und Evakuierung |
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Kurz nach Kriegsausbruch 1939 wurde der Klosterhof mit motorisierten Einheiten und einer Veterinärkompanie belegt, die auch ein Pferdelazarett einrichtete. Diese Truppen rückten aber bereits am 8. Mai 1940 wieder ab. Im Januar 1944 fielen in der Nähe der Schule zehn Fliegerbomben. Dabei gingen viele Fensterscheiben zu Bruch. Im Spätsommer 1944 rückte die Front immer näher. Anfang September besetzten deutsche Panzerverbände und Infanterie das Dorf. Artillerie bezog Stellungen bei Merzbrück, auf den Wiesen des Klosterhofs sowie am Friedhof. Am 9. September 1944 geriet St. Jöris erstmals unter Beschuss. Hierbei wurden der 13-jährige Wilhelm Schützendorf und ein Soldat tödlich getroffen. Wohnhäuser, die Schule und die Klostereinfahrt am Weiher wurden beschädigt. Da der Beschuss immer stärker wurde, ordneten die Behörden die Evakuierung der Dorfbewohner an, die am 24. September begann. Auch die Bauern zogen mit Wagen und Vieh nach Osten Richtung Rhein. Der Beschuss nahm derart zu, dass fast jedes Haus und der Klosterhof beschädigt wurden. Mehr als ein Dutzend Häuser wurden vollständig zerstört. In der Nacht vom 17. auf den 18. November 1944 zogen sich die deutschen Soldaten zurück. Schon am nächsten Tag rückten amerikanische Verbände in St. Jöris ein. Damit war für das Dorf der Krieg vorbei. |
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