100 Jahre K.St.V. Alania-Breslau zu Aachen im KV

1905 - 2005

Artikel der Akademischen Monatsblätter April/Mai 2005

 

Mitten im so genannten "akademischen Kulturkampf" der Jahre 1904/05, in dem die schlagenden Korporationen den Versuch unternahmen, die katholischen Verbindungen von den Universitäten auszuschließen und Neugründungen unter allen Umständen zu verhindern, wurde an der Universität in Breslau mit der ALANIA eine weitere katholische Korporation ins Leben gerufen.

Gründung in Breslau

Am 14.12.1905 beschloss der Generalkonvent der Unitas eine erneute Teilung und damit die Gründung der zweiten Tochterverbindung. Die Mitglieder des Gründungskonventes benannten die Korporation nach dem indo-iranischen Steppen- und Reitervolk der Alanen, wählten die Farben hellblau-silber-schwarz und entwarfen den Zirkel. Ihre Ziele fassten sie in dem Leitspruch "Für Wahrheit und Recht" zusammen.

Die Genehmigung durch die akademischen Behörden erfolgte im Januar. Schon am 7. Juni 1906 wurde Alania auf der 39. Generalversammlung des KV in Breslau als 49. ordentlicher Verein in den Kartellverband aufgenommen.

Die junge Korporation entwickelte sich gut, und die Alanen fassten den Beschluss, ein eigenes Heim zu schaffen. Bereits im Mai 1908 konnte in der Nähe der Universität eine Wohnung gemietet, für Verbindungszwecke umgebaut und eingerichtet werden. Dieses Alanenheim in der Salzstraße 2/4 wurde für die kommenden Jahrzehnte der Mittelpunkt des Vereinslebens. 1910 gründete Alania die Tochterverbindung Zollern an der neu errichteten Technischen Hochschule. Die Altherrenschaft schloss sich 1912 im Philisterverein Alania zusammen.

Erster Weltkrieg und 20er Jahre

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterbrach die hoffnungsvolle Entwicklung. 83 BbBb nahmen aktiv am Krieg teil, 7 AHAH und 20 Aktive starben an der Front. Mit dem WS 1918/19 begann allmählich ein geregeltes Vereinsleben und die Aktivitas wuchs wieder. Doch schon im Sommer 1919 kam der nächste Rückschlag, als der Wohnungskommissar wegen allgemeiner Wohnungsnot die Räume des Alanenheims beschlagnahmte. Allein das Konventzimmer blieb der Aktivitas erhalten, musste aber alle Möbel aufnehmen. Das Vereinsleben litt natürlich unter der Enge des Raumes. Hinzu kamen noch wachsende finanzielle Probleme infolge der Inflation. Mit der Währungsreform 1925 waren diese Schwierigkeiten größtenteils überwunden. Im Mai 1928 erhielt Alania alle Räume des Heims zurück und die Aktivitas konnte sich in den folgenden Jahren ungestört entwickeln. Im Sommer 1930 feierte Alania mit "fast wilhelminischem Prunk" das 25. Stiftungsfest. In diese Zeit fallen auch die vielen gemeinsamen Aktivitäten der fünf Breslauer KV-Verbindungen, die von der Alania mitgestaltet und mitgeprägt wurden: Kommerse, Bälle und sportliche Wettkämpfe.

30er Jahre und Auflösung

Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten Anfang 1933 begann auch für Alania eine schwierige Zeit, denn die Maßnahmen der Gleichschaltung beeinträchtigten immer stärker das Vereinsleben. Um weiter existieren zu können, schlossen sich Alania, Franko-Silesia und Zollern am 21.4.1934 zu einem größeren Verein zusammen, der sich Deutsche Burschenschaftliche Verbindung (D.B.V.) Alania nannte. Die geforderte Wohnkameradschaft wurde in der geräumigen Wohnetage der Franko-Silesia eingerichtet, Alania und Zollern mussten ihre Heime aufgeben.

Das Verbot der Doppelmitgliedschaft im NS-Studentenbund und in einer Korporation bedeutete das Ende für alle Verbindungen. Um das Vermögen vor dem Zugriff der Gestapo zu retten, beschloss die D.B.V. Alania am 17.5.1936 die Auflösung. Auch der "Bund ehemaliger Alanen", den die Philister wenig später gründeten, musste sich im Juni 1938 auflösen, da nun auch Zusammenkünfte ehemaliger KVer nach der Verordnung "Zum Schutz von Volk und Staat" verboten waren.

Während des Zweiten Weltkrieges fielen 61 BbBb oder starben an den Kriegsfolgen. Die meisten Alanen wurden aus ihrer schlesischen Heimat vertrieben und in alle Teile Deutschlands verstreut.

Reaktivierung in Aachen

Die Reaktivierung der Alania verdanken wir dem 2001 verstorbenen Ehrenvorsitzenden unseres Altherrenvereins, Alfred Dorn. Nach Gefangenschaft und Vertreibung kam er 1947 nach Aachen und begann sogleich, die Anschriften ehemaliger Alanen zu sammeln, um die überlebenden BbBb im Philisterverein wieder zusammenzuführen. Als er im Juni 1949 an der ersten VV des KV nach dem Krieg in Würzburg teilnahm, fand er auf der Festung Marienberg die Fahne der Alania wieder. Von da an stand für ihn fest, dass die Aktivitas reaktiviert werden musste. Doch für die Philister Alaniae kam eine Wiederbegründung in Aachen an der Technische Hochschule zunächst gar nicht in Frage, denn in Breslau waren die Ingenieurstudenten ja im Tochterverein Zollern an der dortigen TH korporiert. Als nun im WS 1950/51 die Gründung einer weiteren KV-Verbindung in Aachen notwendig wurde, stimmte die Altherrenschaft schließlich dem Vorschlag des Aachener Ortszirkels "Lakälchen" zu, Alania zu reaktivieren. Mit der tatkräftigen Unterstützung der Kartellvereine Carolingia und Wiking, die auch die Gründungschargen stellten, wurde der K.St.V. Alania am 26.5.1951 feierlich publiziert. Um Verwechslungen mit einer namensähnlichen Aachener Burschenschaft zu vermeiden, wurde der Verbindungsname noch im Juni in "Breslauer K.St.V. Alania in Aachen" geändert. In den folgenden Jahren nahm die Zahl der Mitglieder stetig zu, und im Juni 1955 konnte Alania ein glanzvolles 50. Stiftungsfest feiern. Damals lebten noch ca. 40 AHAH in der DDR und in Oberschlesien. Im WS 1976/77 erfolgte die Umbenennung in "K.St.V. Alania-Breslau zu Aachen im KV".

Eigenes Wohnheim

Schon bald regte sich in der Aktivitas der Wunsch nach einem eigenen Haus. Der 1954 von sieben Aktiven gegründete Hausbauverein Alania konnte schon im Dezember 1959 den Grundstein für das Wohnheim legen. Bereits ein Jahr später zogen die ersten Studenten ein. Dieses Haus in der Nähe des Westbahnhofs und verschiedener Institute der RWTH ist seitdem der Mittelpunkt unseres gesamten Verbindungslebens.

Im November 1965 übernahm dann Alania für zwei Jahre den Vorort im Kartellverband. Die sich anschließende schwierige Phase der APO-Zeit überstand der Verein unbeschadet, denn dank der aufgeschlossenen Haltung der Alten Herrn führten die zeitweise verhärteten Fronten nicht zu einem Auseinanderbrechen von Aktivitas und Altherrenschaft.

Verbindungsleben

Seit Ende der 60er Jahre wurden verschiedene Veranstaltungen zu festen Bestandteilen des Verbindungslebens, wie z.B. das Segelwochenende der Fuchsia, die Hüttenwochenenden und Herbsttreffen der Altherrenschaft oder das "Do-Fass" in der Kellerkneipe des Alanenhauses, zu dem AHAH als "freiwillige Spender" eingeladen werden.

Besondere Höhepunkte im Vereinsleben waren stets die runden Stiftungsfeste, zu denen immer eine größere Anzahl Gäste und AHAH nach Aachen kamen. Im Jahre 2001 veranstalteten wir gemeinsam mit den Aachener Kartellvereinen einen Festball aus Anlass der 50. Wiederkehr der Reaktivierung der Alania. Ein herausragendes Ereignis in der Vereinsgeschichte ist natürlich das bevorstehende 100. Stiftungsfest. Mit dem Festkommers im Krönungssaal des Aachener Rathauses und dem Festball im Lenné-Pavillon des Casinos werden wir Pfingsten die Gründung unseres Vereins in einem gebührenden Rahmen feiern.

Möge ALANIA auch über das 100. Stiftungsfest hinaus wachsen, blühen und gedeihen!

 

Günter Liedtjens (Aln), 20.02.2005

  

 

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